Bad Godesberg

Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 entwickelte sich der heute etwa 70.000 Einwohner zählende Stadtbezirk von Bonn, der im Zuge der kommunalen Neuordnung in Nordrhein-Westfalen 1969 eingemeindet worden war, rasch zur Diplomatenstadt. Dieses besondere Etikett trägt Bad Godesberg bis heute, schließlich spielte Bad Godesberg 50 Jahre lang, von 1949 bis 1999, seine Rolle als Gastgeber für die Welt souverän und eindrucksvoll.

Vor etwas mehr als 800 Jahren, im Jahr 1210, legte der Kölner Erzbischof Dietrich I von Hengebach den Grundstein der Godesburg. Die eigentliche Geburtsstunde Bad Godesbergs schlug aber erst mit dem Bau der Redoute unter Kurfürst Max Franz Ende des 18. Jahrhunderts. Das kurfürstliche Haus erlebte seine beste Zeit als gute Stube der Bonner Politik und Diplomatie nach dem 2. Weltkrieg. Hier gab nicht nur der Bundespräsident alljährlich seinen Neujahrsempfang fürs Diplomatische Corps, hier feierten die Diplomaten auch ihre Nationalfeiertage und pflegten ihre Netzwerke.

Bad Godesberg entwickelte sich nach der Wahl Bonns zur Bundeshauptstadt im Jahr 1949 zu einer bunten und multikulturellen Diplomatenstadt. Insbesondere das Rheinhotel Dreesen spielte dabei eine sehr wichtige Rolle. Für viele Diplomaten und Gesandte war das gegenüber dem Siebengebirge liegende Hotel nicht nur eine erste Adresse, sondern auch ganz offiziell für zahlreiche Länder in den ersten Jahren die offizielle Botschaftsadresse. Nachdem das Hohe Französische Kommissariat, das von 1949 bis 1952 im Dreesen seine Verwaltung hatte, gleich gegenüber in seine neu erbaute Botschaft umzog, entwickelte sich das schmucke Rheinhotel zur Keimzelle aller künftigen diplomatischen Missionen in Bad Godesberg. Kein Wunder, dass sich der Bad Godesberger Ortsteil Rüngsdorf, in dem das Dreesen liegt, zu dem Ortsteil mit der höchsten Dichte an Diplomaten entwickelte.

Weit über 100 Nationen arbeiteten während der Bonner Republik nicht nur in ihren Botschaftskanzleien, sondern residierten mit ihren Botschaftern in großen Villen und herrschaftlichen Häusern. Großzügige Parkanlagen mit Blick aufs Siebengebirge sorgten für ein unverwechselbares Ambiente zahlreicher diplomatischer Vertretungen. Rund 6.000 akkreditierte Diplomaten mit vielen weiteren tausend Mitarbeitern machten aus Bad Godesberg eine Stadt von Welt. Mit dem Umzug von Bundesregierung und Parlament 1999 nach Berlin verlor Bad Godesberg den Status einer „Diplomatenstadt“ – das Etikett blieb jedoch. Heute sind die meisten ehemaligen Botschaften und Residenzen verkauft und privatisiert. Dennoch zeugen bis heute eine Reihe von weiterhin ansässigen Konsulaten, Generalkonsulaten und Außenstellen einiger Berliner Botschaften von der Zeit als Diplomatenstadt von 1949 bis 1999. Vor allem die knapp 20 UN-Organisationen mit rund tausend Mitarbeitern, von denen ein großer Teil in Bad Godesberg lebt, erinnern tagtäglich daran, dass Bad Godesberg bis heute eine Stadt von Welt geblieben ist.