Syrische Botschaft vor dem Verkauf

Mit der Architektur und der aufwändigen Innengestaltung ihrer Botschaft an der Ludwig-Erhard-Allee setzten sich die Syrer 1990 am Rande der Rheinaue ein Denkmal. Der kleine orientalische Palast, der von seiner inneren Pracht nach außen hin nur wenig verrät, war die mit Abstand exotischste Botschaft, die zu Hauptstadtzeiten am Rhein gebaut wurde. Nach über zehn Jahren  Leerstand ist es Wieland Münch, Geschäftsführer des Bonner Maklerhauses R.Dieter Limbach Immobilien, gelungen, den Auftrag zum Verkauf der Botschaft zu bekommen. Für mindestens 2,5 Millionen Euro soll das Objekt nun im Rahmen eines Bieterverfahrens zügig verkauft werden.

Das 1989/90 sehr hochwertig im arabischen Stil errichtete Botschaftsgebäude steht, sieht man von kurzen Interimsnutzungen durch die Botschaft ab, seit über zehn Jahren leer und wartet nunmehr auf eine neue Nutzung. Bekannt ist das Gebäude in unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Bonner  Regierungsviertel durch den markanten Baustil  im Damazener-Stil, der mit Marmor, Kupfer und sehr aufwendigen Holzarbeiten aus Damaskus aufgebaut wurde. Die Botschaftsliegenschaft verfügt über ein rund 4.000 Quadratmeter großes Grundstück und eine Nutzfläche von rund 3.700 Quadratmeter Neben den üblichen Verwaltungs-, Repräsentations- und Empfangsräumen sowie einer Tiefgarage, verfügt das Gebäude auch über einen Wellnessbereich, der dem Botschafter zusätzlich zu seinen Privaträumen vorbehalten war.

Nach nur elfmonatiger Bauzeit eröffneten die Syrer ihre neue Botschaft – die alte befand sich bis dahin am Kurpark 2 im Godesberger Zentrum – im Frühjahr 1990. Nach ihnen eröffneten nur noch die Japaner eine neu erbaute Botschaft in Bonn (Herbst 1990).

In den achtziger Jahren hatte die Stadt Bonn Pläne entwickelt, auf dem Gelände gegenüber der Rheinaue an der „Kleinen Diplomaten-Rennstrecke“ entlang der Ludwig-Erhard-Allee, repräsentative „bundeshauptstädtische“ Institutionen unterzubringen. Im Schatten des Langen Eugen sollte hier das neue Bonner Botschafts- und Diplomatenviertel entstehen. Das Interesse war gewaltig. Rund 50 diplomatische Vertretungen, die bislang auf verschiedene Gebäude verteilt arbeiteten oder unter sehr beengten Verhältnissen litten, bekundeten ihr Interesse. Im Sommer 1989 waren es dann immerhin noch sechs Nationen, die entweder bereits Grundstücke erworben hatten oder kurz vor einem Vertragsabschluss standen.

Baumeister der Syrischen Botschaft war Seine Exzellenz Suleyman Haddad, der zur Bauzeit bereits neun Jahre als Botschafter in Bonn weilte. Ihm, einem leidenschaftlichen Mann der alten Kunst, verdanken die Bonner ein Märchen aus 1001er Nacht. Das mit Spitzbögen und Erkern ausgestattete Haus soll das moderne arabische Erbe ausdrücken. Erbaut wurde das Haus so, wie es in der Ära der omaijadischen Kalifen Usus war, die von 661-744 nach Christus in Syrien herrschten. Für den Diplomaten aus dem Orient war das Gebäude „eine Verbeugung vor der Geschichte und Kultur seines Landes“, wie er damals öffentlich bekannte. Lichtdurchflutete Innenhöfe, kunstvoll gestaltete Marmorböden und reich verzierte Wand- und Deckenintarsien aus Holz ließen die Besucher das alte Damaskus entdecken. Jedes Detail war kunstvolle Handarbeit, für die eigens 40 syrische Künstler nach Bonn kamen.

Die Originaltreue ging so weit, dass die gesamte Inneneinrichtung, inklusive Tischen, Stühlen, Marmor und einem 800 Kilo schweren Kronleuchter an der Decke, aus Syrien eingeflogen wurde. Da die Botschaft sozusagen aus der syrischen Hauptstadt importiert worden war, ließ sich auch nachvollziehen, warum der Prachtbau auf 4000 Quadratmetern „nur“ 14 Millionen Mark kostete. Bei vielen Einrichtungsgegenständen handelte es sich um Spenden und Geschenke syrischer Unternehmen und Einzelpersonen aus Syrien und Deutschland.

Der dreigeschossige Botschafts- und Verwaltungstrakt des Hauses, wo auch das Konsulat noch bis 2004 untergebracht war, liegt in Richtung Rheinaue, nach Osten hin. Der Mittelbau, in dem unter anderem der repräsentative Versammlungsraum steht, ist sozusagen die Verbindung zum rückwärtig gelegenen Gebäudetrakt, in welchem die Botschafter ihre Residenz hatten. Hunderte von blauen Glastränen tropfen hier von den vergoldeten Kronleuchtern. Springbrunnen und Wasserfontänen, Schlingpflanzen und Lianen wuchsen hier einst herab in den hellen Innenhof des Botschafters. Es war, als käme Shehrezade im goldenen Damast gleich um die Ecke gebogen. Das I-Tüpfelchen aus 1001-Nacht bildet im Keller ein waschechter Hamam, ein großes kreisrundes Pool und ein Ruheraum, wo einst Perserteppiche und alte Wasserpfeifen für die entsprechende dampfende Atmosphäre sorgten.